Waldjugendspiele 2021 - Offenbach-Post berichtet:


Unterricht im Unterholz

Schüler der Friedrich-Ebert-Schulen in Mühlheim lernen bei den Waldjugendspielen

Sägen und Holz umschichten:
Für die Schülerinnen und Schüler ist der Tag im Wald auch sportlich.
So ein Uhu ist auch nur eine Eule. Der Mäusebussard ist kein Adler, dafür der am meisten verbreitete Raubvogel im Land. Und ein Fuchs kann durchaus bellen. Bei den Waldjugendspielen können auch Erwachsene noch was lernen. Zum 40. Mal ziehen die Sechsklässler der Friedrich-Ebert-Schule durch den Forst südlich von Reitplatz und Mellseewiesen, um in kleinen Teams ihr Wissen rund um den Lebensraum Wald unter Beweis zu stellen.Mühlheim - Robert Simon ist eigentlich Lehrer für Erdkunde und Sport. Doch an diesem Tag steht bei ihm nur Biologie auf dem Stundenplan. Er empfängt die Klassen an zwei Campingtischen am Lämmerspieler Weg und instruiert die Gruppen: Neun Stationen sind auf dem handgezeichneten Plan markiert, Bäume am Wegrand tragen Zahlen und sollen identifiziert werden. Der erste steht gleich auf der anderen Straßenseite und verrät seine Art mit kleinen roten Äpfeln, die durchs Laub leuchten.Rund 140 Mädchen und Jungen aus zwei Haupt- und vier Realschulklassen treffen stoßweise am Startpunkt ein, die meisten auf Fahrrädern. Den Parcours müssen die 26 schon vorher geformten Gruppen allerdings zu Fuß bewältigen. Wer erst gegen Mittag auf die Strecke geht, muss auch gegen die Natur kämpfen – einsetzender Regen nimmt den Spaß am Schultag im Grünen.Die Kandidaten müssen durch den matschigen Boden waten. Luise Franke und Adela Zatecky, Mitglieder des Naturschutzbunds (Nabu), haben ihre Station 3 vorausschauend in Plastikplanen gehüllt. Damit schützen sie Eichelhäher, Fledermaus und den ausgewachsenen Fuchs, auch wenn es sich nur um ausgestopfte Vertreter ihrer Gattungen handelt.Die entscheidenden Hinweise, die Tiergeräusche vom Mobiltelefon zu erraten, kommen von Dilara, Simran und Zara. „Für Kinder aus anderen Kulturkreisen ist es schwer, die typischen Vögel der Region an ihren Rufen zu erkennen“, hat Biologie-Lehrerin Anna Henkel beobachtet. Obendrein seien die Erkennungszeichen der Tiere längst vom Lehrplan gestrichen worden, bedauert die Pädagogin und spielt noch einmal die typischen Rufe vom Uhu und Kuckuck ab. Zapfen, Blätter und Kiesel lassen sich in Kästen ertasten, Marmelade schmecken, Kork, Äste und Steine barfuß erkennen. Beim nächsten Stopp gilt es, das mannigfaltige Leben in der feuchten Erde des Waldes zu identifizieren. Die Nabu-Leute um Ernst von Hermanni haben das Wimmelbild vom Leben zwischen den Wurzeln mitgebracht. Kraft, Gefühl und Technik fordern die Forstleute, zwei der Zwölf- bis 13-Jährigen sollen ein Stück Birkenholz so absägen, dass es möglichst genau ein Kilogramm erbringt.Ein paar Jungs orientieren sich an einer Eisteeflasche und bringen mit ihrem Ergebnis nur 20 Gramm zu viel auf die Waage. 100 Meter weiter Richtung Pferdehof geht es noch einmal um den Wald. Die Schüler sollen mit Fotos von Früchten und Tieren Nahrungsketten legen, wer frisst wen. Und Funktionen des Waldes aufzählen, Sauerstoff- und Holzspender, Lebens- und Erholungsraum, werden von den Schülerinnen und Schüler genannt. Sport-Ort wäre eine weitere gültige Antwort gewesen. Den praktizieren die Schüler an der letzten Station, indem sie Hölzer umschichten.

Am Ziel werden sie nach dem Papier der Bonbons gefragt, die sie zwei Haltepunkte zuvor erhalten haben. Leider haben doch einige die Verpackung auf den Pfad fallen lassen, gestehen sie kleinlaut. Die meisten aber haben sich als Naturschützer-Nachwuchs präsentiert. (Michael Prochnow)